Cornelia Wriedt
In einem kürzlich erschienenen Zeitungsinterview wurde sie freundlich als umtriebige Person bezeichnet. Cornelia Wriedt ist Qigong-Lehrerin, Kursleiterin für Waldbaden, schreibt Bücher und
versucht gerade ein Stück des Stadtwaldes in ihrer Prignitzer Wahlheimat zu retten. Das alles ergibt für sie eine runde Sache, in die sich ihr Interesse für Feng Shui und Geomantie sowie die
Liebe zu Tieren, zum Lesen und zur Natur nahtlos einfügen. Ich bin bekennender Scanner, meint sie schmunzelnd, wenn sie auf ihre vielen Aktivitäten angesprochen wird. Vielleicht sieht es für
Außenstehende so aus, als ob sie sich mit lauter verschiedenen Sachen beschäftigt. Wenn man ihre Betrachtungsweise übernehmen würde, dann sollte man erkennen, dass eines ins andere greift, glaubt
sie. Das wird durch ihre Äußerung unterstrichen, dass wir uns nicht so sehr als Individuen betrachten sollten, sondern eher als Teil eines großen Ganzen. Dann sind die vielseitigen Interessen nur
noch Nuancen, die eine Sache von verschiedenen Seiten beleuchten.
Ich bin Qigong-Lehrerin und gern draußen.
Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich jenen Tag in den Wald gehe. Ich wohne nämlich sozusagen darin, denn unser haus steht gleich am Anfang des Stadtwaldes. Und dann haben wir einen Hund,
der darauf besteht, dass er täglich seine Runden drehen kann. Trotzdem bleibt der Aufenthalt im Wald etwas besonderes. Am frühen Morgen ordne ich meine Gedanken und mache meinen Tagesplan. Da
finde ich dann oft eine Lösung für Probleme oder habe eine Idee, die mich weiterbringt. Am Abend lässt man dann den Tag Revue passieren und schließt mit der Arbeit sozusagen ab. Wenn ich
tagsüber einen Einfall brauche, mit meinen Gedanken irgendwo feststecke und mich geärgert oder gefreut habe, dann ist der Wald ein idealer Partner um in solche Situationen zu entspannen und
loszulassen.
Der Wald war für mich schon immer "von Bedeutung". Mein Vater war Förster. Es gab sozusagen kein Leben ohne Wald. In meiner Sturm und Drangzeit habe ich in der Stadt gewohnt und hatte weniger
Kontakt zum Wald. Aber schon damals habe ich gemerkt, dass mir etwas fehlt. Heute bin ich froh, dass ich ihn direkt vor der Haustür habe. Ich möchte nirgendwo anders mehr Leben. Unsere
Freunde spotten schon immer über uns. Wenn wir in den Urlaub fahren, geht es, abgesehen von der dänischen Nordseeküste, immer in ein Waldgebiet.
Ich möchte Leute ansprechen, die gern etwas mehr Kontakt zur Natur hätten und sich allein "nicht so trauen". Der Wald ist vielen Menschen fremd geworden. Sie empfinden ihn als bedrohlich,
weil sie ihn nicht kennen. Die meisten Menschen können eine Kiefer nicht von einer Fichte unterscheiden. Im Wald herrscht eine ganz eigene Atmosphäre. Wer mit mir schon einmal Qigong im Wald
gemacht hat, der wird das bestätigen. Egal ob man übt, oder einfach nur vor sich hinschlendert, ich freue mich über jeden, der den Weg in die Natur finden will. Die Bücher von Peter
Wohlleben, Clemens G. Arvey und anderen Autoren sind in aller Munde. Es reicht aber nicht, sie nur zu lesen, man muss auch den Mut haben nach draußen zu kommen. Ich bin hier und komme gern
mit.
Qigong und auch das Waldbaden sind langsame "Sportarten". Es geht um Achtsamkeit, Entschleunigung und zur Ruhe kommen. Innerlich wie äußerlich. Es gibt so ein schönes Gedicht, das den Nagel
auf den Kopf trifft, wenn es um den Auftehalt im Wald geht: Doktor Wald Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen, mich unverstanden fühle oder alt, und mich die holden Musen nicht liebkosen,
dann konsultiere ich den Doktor Wald. Er ist mein Augenarzt und Psychiater, mein Orthopäde und mein Internist. Er hilft mir sicher über jeden Kater, ob er von Kummer oder Cognac ist. Er hält
nicht viel von Pülverchen und Pille, doch umso mehr von Luft und Sonnenschein. Und kaum umfängt mich angenehme Stille, raunt er mir zu: "Nun atme mal tief ein!" Ist seine Praxis oft auch
überlaufen, in seiner Obhut läuft man sich gesund. Und Kreislaufkranke, die noch heute schnaufen, sind morgen ohne klinischen Befund. Er bringt uns immer wieder auf die Beine, das Seelische
ins Gleichgewicht, verhindert Fettansatz und Gallensteine. nur - Hausbesuche macht er leider nicht. Förster Helmut Dagenbach, 1986
Was liegt dir noch auf dem Herzen, das Du uns mit auf den Weg geben möchtest?
Wir sollten mehr über den Wald nachdenken. Ich bin immer ganz entsetzt, wenn Leute sich beschweren, wie es im Wald aussieht. Der Wald ist kein Garten. Ein gesunder Waldbereich hat mindesten 5
bis 7 % Totholz. Wo sollen die Käfer und Insekten wohnen? Wovon sich ernähren? Wofür wir die brauchen? Was sollen die Vögel fressen? Und dann diese unsägliche Diskussion über den Wolf. Ich
persönlich finde Wildschweine viel gefährlicher. In brenzligen Situationen wird der Graue immer wegrennen. Ein Wildschwein dagegen greift an.
Cornelia Wriedt
Hainholz 6
16928 Pritzwalk
ralco(at)t-online.de
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