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105 Kraftquelle Wald

Die gebürtige Grazerin Ulli Felber hat in Salzburg Kommunikationswissenschaften und Kunstgeschichte studiert und arbeitet als selbstständige Werbetexterin und Kommunikationsberaterin. Allzu gerne wechselt die diplomierte Burnout-Prophylaxe-Trainerin den Schreibtisch gegen den Wald und ist als Waldbadentrainerin tätig. Sie hat in den vergangenen Jahren dazu ein eigenes Übungskonzept ("Die Waldkraft-Triade") entwickelt, das sie in ihren Workshops und Vorträge vermittelt. In Kooperation mit Kolleginnen aus der Waldpädagogik bietet sie inzwischen auch eine eigene Ausbildung zum Waldbadentrainer an. 2018 sind ihre beiden Bücher erschienen: Waldbaden – das kleine Übungshandbuch für den Wald (Verlag Schirner) Waldbaden im Jahreskreis: Das Jahr im Rhythmus des Waldes (Verlag Schirner) Mehr zu Ulli Felbers Arbeit gibt es auf: www.waldwelt.at

 

Elevator-Pitch: Eine kurze Begegnung, in der Du 10 Sekunden Zeit hast zu beschreiben was Du machst (in Bezug auf die Natur und Deine Arbeit).

Als Waldbadentrainerin ist es mein Ziel, Menschen den Wald in all seinen Facetten vor allem aber auch seine vielseitige Heilkraft zu vermitteln.

 
Wie ist Deine ganz persönliche Beziehung zur Natur/dem Wald?
Ich bin direkt neben dem Wald groß geworden. Als Kinder haben wir viel im Wald gespielt und wenn ich ausnahmsweise einmal nichts mit mir anzufangen wusste oder vielleicht als Teenager etwas unleidig war, hat meine Mutter immer gemeint: „Geh einfach ein bisschen in den Wald!“ – und es hat tatsächlich immer gutgetan. Mein Vater wiederum hat uns bei jedem Waldbesuch Märchen erzählt, so war der Wald immer ein besonderer Platz für mich. Während meiner Studienzeit in Salzburg fand ich schnell meinen Lieblingswald und dieser Zeit ist mir auch langsam bewusst geworden, wie wichtig mir der Wald ist und wie viel Kraft ich aus ihm schöpfen kann.
Hast Du einen Lieblingsplatz in der Natur und wie sieht dieser aus?
Die Natur ist mein Lieblingsplatz! :) Natürlich habe ich an verschiedenen Orten Lieblingsplätze, die ich regelmäßig aufsuche, aber ich entdecke auch immer wieder neue, wunderbare Plätze.
 
Gibt es ein Wald-/Naturerlebnis das Dich persönlich ganz besonders geprägt hat? Was ist es, dass Dich noch heute an diese Situation erinnert und was hast Du daraus für Dein Leben mitgenommen?
Auch da gibt es viele! Ich glaube mich beispielsweise erinnern zu können, wann ich das erste Mal allein in einen Wald gegangen bin. Ich muss ca. 5-6 Jahre alt gewesen sein. In den Sommerferien war ich viel bei meinen Großeltern am Land. Gerne bin ich mit meinem Rad in der Gegend umhergefahren. Eines Tages bin ich zu einem Wald gekommen, hab das Rad liegen gelassen und bin hineinspaziert. Obwohl ich schon unzählige Male davor mit meinen Eltern, Großeltern oder Freunden im Wald war, war es - so allein - ein ganz unglaubliches Gefühl. Ich erinnere mich, wie riesig mir die Bäume vorgekommen sind, wie still und gleichzeitig belebt der Wald. Irgendwie war es ein bisschen unheimlich, aber dennoch so spannend. Und dann dieses Gefühl von absoluter Freiheit, ein Fleckchen Land entdeckt zu haben, dass gerade nur mir "gehörte" und das es zu entdecken galt ...
 
In welchen Situationen suchst Du ganz bewusst den Wald auf?
Ich bin neben einem Wald aufgewachsen, so war ein Waldbesuch eigentlich fast immer auf der Tagesordnung und das ist mir, soweit es mir möglich ist, geblieben. Ich nutze den Wald ganz bewusst um zu entspannen, aber auch um den Alltag für einige Zeit "draußen" zu lassen und einfach mit der Seele zu baumeln und umherzustreifen.
 
Was hat Dich dazu bewegt, die Natur/den Wald in Dein berufliches Tun einfliessen zu lassen?
Vor vielen Jahren wäre ich beinahe in ein Burnout geschlittert. Zu dieser Zeit habe ich ganz stark gemerkt, wie gut mir der Wald tut. Nach einer ausgedehnten Reise habe ich die Ausbildung zur Burnout-Prophylaxe-Trainerin gemacht. So richtig gefiel es mir aber nicht, mit meinen Klienten im stillen Kämmerchen zu sitzen und neue Strategien auszuarbeiten. Mir hat dabei immer irgendetwas gefehlt und so habe ich das Ganze beinahe an den Nagel gehängt und nur mäßig betrieben. Erst als ich, eigentlich ganz unbedarft, einfach basierend auf eigenen Erfahrungen, mit Klienten in den Wald gegangen bin und sofort gemerkt habe, dass sich hier etwas sehr Positives tut und ich dann auch noch wenig später auf Shinrin Yoku gestoßen bin, hat eines zum anderen geführt.
 
Welche Personen möchtest Du mit Deinem Angebot ansprechen?
Jeden, ausnahmslos. Gleich, ob Jung oder Alt, belastet oder nicht, aktiv oder gemütlich - der Wald hat so viele Facetten und damit wirklich jedem etwas zu bieten. Zu Beginn bin ich - dass muss ich schon zugeben - davon ausgegangen, dass vor allem naturbegeisterte, gesundheitsbewusste Frauen in meine Workshops kommen werden. Da habe ich mich aber getäuscht: Seit Anfang an ist alles vertreten! Um der Einfachheit halber in Stereotypen zu sprechen: Yogis, Wanderfreunde, Familien, Förster und Jäger, SeniorInnen, junge Alternative, gestresste Workaholics, Menschen, die schwere Krankheiten überwunden haben, Waldbesitzer, Pädagogen etc.
 
Was möchtest Du den Personen, die Dich auf Deinen Natur- und Waldgängen begleiten mitgeben, beziehungsweise worin möchtest Du sie unterstützen?
Ich möchte die Menschen inspirieren, den Wald aus ganz neuen, unbekannten Perspektiven zu erleben. Das ist oft ein großer Schritt! Viele, die zu mir kommen, kennen und lieben den Wald und glauben, kaum noch etwas "Neues" entdecken zu können. Anderen tun sich anfangs schwer, sich wirklich in Ruhe auf den Wald einzulassen, sich die Zeit zu schenken.Es geht beim Waldbaden nicht darum, einen Gipfel zu stürmen, seine Fitness zu steigern, umbedingt den Rundweg in Bestzeit zu schaffen, alle Bäume zu erkennen ... Ruhe, Stille, Schneckentempo und Genuss sind angesagt! Das ganz individuelle Erleben und Genießen steht im Vordergrund. Es gibt kein "richtig" oder "falsch".  Mir ist es wichtig, dass meine TeilnehmerInnen "ihren Weg" finden, Waldbaden so praktizieren, wie es ihnen gut tut. Ob eine Übung dann im Gehen, Sitzen oder Liegen, barfuß oder mit Schuhen durchgeführt wird, lange oder eher kurz dauert - ganz egal. Das individuelle Wohlbefinden steht im Vordergrund. Meine Devise: Erst wenn man sich wohl fühlt und genießt, kann man entspannen. Und erst wenn man entspannt, kann des Immunsystem gut arbeiten. Wesentliche und zentrale Faktoren beim Waldbaden!
 
Hast Du einen Tipp wie wir unsere Gesundheit mit einem Natur-/Waldbesuch besonders stärken können?
Ich habe inzwischen viele verschiedenen Übungen, sogar ein eigenes Übungskonzept (Waldkraft-Triade) konzipiert, die jeweils auf spezifische Bereiche wie z.B. Stärkung des Immunsystems, Entspannung und Stressreduktion oder auch Umgang mit Belastungen seelischer Natur ausgerichtet sind. Viele davon findet man in meinen Büchern! Generell aber, empfehle ich, so oft wie möglich den Wald aufzusuchen und sich diese Zeit im Wald ganz bewusst zu "schenken". Alle Ziele einfach einmal beiseite zu schieben, und in aller Ruhe, auch mal abseits der Wege durch den Wald zu schlendern. Langsam, bewusst. Sich immer wieder einmal hinsetzen oder hinzulegen und den Wald mit allen Sinnen in sich auf nehmen, bewusst zu atmen. Einfach seine Intuition walten zu lassen, weniger ist oft mehr. Wald wirkt! Das belegen viele internationale Studien. Eigentlich müssen wir nicht viel dazu tun. Aber wir können! Die Heilwirkung des Waldes lässt sich mit gezielten Übungen deutlich intensiveren - das ist dann eben der Unterschied zwischen einem normalen Waldbesuch und "Waldbaden".
 
Was liegt Dir noch am Herzen, das Du uns mit auf den Weg geben möchtest?
Geht so oft es euch möglich ist, hinaus in den Wald - auch wenn es einmal regnet oder kalt ist, auch wenn ihr manchmal nur kurz dazu Zeit habt. Aber genießt diese Zeit jedesmal ganz bewusst - sie wird euch zu einer Kraftquelle von unschätzbarem Wert werden!
 
 
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