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162 Waldexperiment - Freiraum für Kinder im Wald - Teil 1

Ruedi Iseli ist 67 Jahre alt, Vater von 2 erwachsenen Kindern und seit 15 Monaten auch stolzer Grossvater. Als Forstingenieur ETH arbeitet er, zusammen mit seiner Lebenspartnerin, immer noch im gemeinsamen Planungs- und Beratungsbüro in Olten, in jener Stadt, welche die meiste Zeit seines Lebens sein Lebensmittelpunkt war. Er ist ein Liebhaber verschiedenster Musik von Jazz bis Klassik und interessiert sich u.a. für gesellschaftspolitische und soziale Fragen. Seit bald 15 Jahren ist er aktiv im Verein Parasolka, welcher den Aufbau des Behindertenwesens in der Westukraine unterstützt und mitgestaltet. Durch die häufigen Aufenthalte in der Ukraine ist eine Verbundenheit mit den dortigen Menschen, deren Sprache und den dortigen Landschaften entstanden.

 

Elevator-Pitch: Eine kurze Begegnung, in der Du 10 Sekunden Zeit hast zu beschreiben was Du machst (in Bezug auf die Natur und Deine Arbeit).

Beruflich beschäftige ich mich mit verschiedenen Themen rund um den Wald, u.a. mit der Planung der Waldbewirtschaftung und mit Waldbewertung. Im Projekt "Waldexperiment" versuche ich zusammen mit Kollegen, Kindern Freiraum und Selbstwirksamkeit im Wald zu ermöglichen.

 

Wie ist Deine ganz persönliche Beziehung zur Natur/dem Wald?

Der Wald und seine Bewirtschaftung bilden seit meinem Studium der Forstwirtschaft meine zentralen beruflichen Herausforderungen. Ich halte mich in der Freizeit sehr gerne in der Natur auf, die Erhaltung intakter Landschaften und einer vielfältigen Natur sind mir ein grosses Anliegen. Gleichzeitig fühle ich mich aber als "urbaner" Mensch.

 

Hast Du einen Lieblingsplatz in der Natur und wie sieht dieser aus?

Die schönsten "Psychotope" für den Menschen in der Natur sind für mich die "pastoralen" Landschaften: Offene Weiden durchsetzt mit mächtigen alten, solitären Bäumen (eine bei uns leider nur noch selten vorkommende Nutzungsform der Landschaft, z.B. in den Freibergen, beim Schloss Wildenstein und in Maienfeld.

 

Gibt es ein Wald-/Naturerlebnis das Dich persönlich ganz besonders geprägt hat? Was ist es, das Dich noch heute an diese Situation erinnert und was hast Du daraus für Dein Leben mitgenommen?

Ich kann kein einzelnes Erlebnis nennen, welches mich am meisten geprägt hätte. Für mich prägend ist vielmehr meine Erfahrung, dass mir jeder Gang in der Natur irgendeine unerwartete Freude und Überraschung bereithält.

Oder vielleicht kann ich doch zwei besondere Erlebnisse erwähnen:

- Die riesigen Urwälder in der Westukraine (Transkarpatien) und die Weitsicht über diese von den Berggipfeln aus

- das natürliche Farbenspiel beim Sonnenuntergang/Einnachten beim Blick auf die Titliskette von der winterlichen Melchsee-Frutt aus.

 

Wann ist für Dich der Weg in den Wald eine ganz bewusste Entscheidung und weshalb?

In meinem Berufsleben: Die jeweils aktuellen Arbeiten/Aufträge.

privat: Wenn ich den Wunsch nach Bewegung und nach "Waldmensch sein" habe.

 

Was hat Dich dazu bewegt, die Natur/den Wald in Dein berufliches Tun einfliessen zu lassen?

a) zum Zeitpunkt meines Studiums als junger Mensch: v.a. mein Interesse an den Disziplinen der "Urproduktion" zum Nutzen der Menschen (analog Landwirtschaft, wie kann man die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen zugunsten der Menschen optimieren?)

b) heute, zusätzlich: die Bedeutung von Natur/Landschaft/Wald für die physische und psychische Gesundheit der Menschen.

 

Welche Personen möchtest Du mit Deinem Angebot ansprechen?

Unsere "Mission" gilt in erster Linie Kindern, die entsprechend den heutigen gesellschaftlichen Trends (Konsumhaltung, Dauerbeaufsichtigung und -förderung durch uns Erwachsene, steter Leistungsdruck, Entfremdung von der Natur etc.) viel zu wenig Freiraum und dadurch kaum die Möglichkeit haben, selbstbestimmt und nach eigenen Bedürfnissen zu lernen und kreativ zu sein.

 

Was möchtest Du den Personen, die Dich auf Deinen Natur- und Waldgängen begleiten mitgeben, beziehungsweise worin möchtest Du sie unterstützen?

(zur Vorausinformation: ich selber bin im Projekt Waldexperiment nicht der "Begleiter" im Wald, sondern der Projektleiter)

Wir wollen die Kinder nicht "bespassen" und aktiv Wissen oder Naturbeziehung "vermitteln", sondern ihnen lediglich Freiraum sichern, den sie für ihre persönliche Entwicklung dringend brauchen (auch "Freiheit" muss gelernt sein, das freie Spielen ist ganz wichtig für die kindliche Entwicklung).

 

Hast Du einen Tipp wie wir unsere Gesundheit mit einem Natur-/Waldbesuch besonders stärken können?

Sich frei fühlen und den spontanen Bedürfnissen folgen, ohne Vorgaben Dritter

  

Was liegt Dir noch am Herzen, das Du uns mit auf den Weg geben möchtest?

Ich habe wohl schon ganz vieles erwähnt, was mir wichtig ist. Trotzdem: Menschen mit psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen oder gesellschaftlicher Ausgrenzung (Thema Migration etc.) haben wie alle Menschen benötigen Aufenthalte in der Natur, in vielen Fällen vielleicht sogar ganz besonders. Der Wald kennt keine gesellschaftlichen Barrieren, er nimmt gerne alle Menschen bei sich auf!

 

Deine Buchempfehlung

The last child in the wood (Richard Louw)

Wie Kinder heute wachsen (Gerald Hüther)

 

Website
www.waldexperiment.ch

 

Kontaktdaten

ri(at)hasspacher-iseli.ch

0041 76 424 55 52

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